Während wir das kristallklare Meer und die malerischen Küsten der Adria bewundern, spielen sich unter der scheinbar ruhigen Oberfläche Dramen ab, die die Grundfesten dieses wertvollen Ökosystems bedrohen. Umweltverschmutzung, beispiellose Hitzewellen, die stille Invasion fremder Arten und immer häufigere extreme Wetterereignisse sind unsere Realität geworden. Im Epizentrum des Kampfes um die Erhaltung der Gesundheit der Adria stehen die Wissenschaftler des Ruđer-Bošković-Instituts (IRB), deren engagierte Arbeit in Laboren und im Feld die Zukunft unseres Meeres schreibt. Ihre Forschungen, die sich von Zagreb über Šibenik bis nach Rovinj erstrecken, stellen die erste Verteidigungslinie gegen Bedrohungen dar, die oft mit bloßem Auge unsichtbar bleiben.
Wenn das Meer "klingelt": Die Bedrohung durch unsichtbare Tsunamis
Erdbeben sind nicht die einzige Ursache für verheerende Wellen. Ein wenig bekanntes, aber äußerst gefährliches Phänomen sind meteorologische Tsunamis, ein Phänomen, das von einem Team von Wissenschaftlern um das Projekt GLOMETS unter der Leitung von Dr. sc. Ivica Vilibić vom Institut für Meeres- und Umweltforschung (ZIMO) in Zagreb untersucht wird. Diese Wellen entstehen nicht durch Bodenerschütterungen, sondern durch plötzliche und extreme Veränderungen in der Atmosphäre – sprunghafte Änderungen des Luftdrucks und starke Winde. Ein globales Beispiel für die Stärke solcher Ereignisse sahen wir im Jahr 2022, als der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai am anderen Ende der Welt dazu führte, dass das Meer buchstäblich auf dem ganzen Planeten "klingelte", so auch in der Adria. Durch die Analyse dieser Daten entwickeln Wissenschaftler heute fortschrittliche Modelle, die solche Gefahren vorhersagen und davor warnen könnten, was für die Sicherheit dicht besiedelter Küstengebiete von entscheidender Bedeutung ist. "Diese Phänomene kommen aus der Luft, und ohne ein Frühwarnsystem kann ihre zerstörerische Kraft überraschend und verheerend sein", betont Dr. Vilibić, dessen Arbeit direkt zum Schutz von Leben und Eigentum an der Adriaküste beiträgt.
Kann die Adria für den Planeten atmen? Ein Experiment, das die Spielregeln ändert
In der ruhigen Bucht von Martinska, unweit des wunderschönen Šibenik, wo Sie auch eine ausgezeichnete Unterkunft finden können, findet ein Experiment statt, das von globaler Bedeutung sein könnte. Im Rahmen des internationalen Projekts OAEPIIP testen Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. sc. Jelena Godrijan eine der innovativsten Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels – die Erhöhung der Alkalinität des Meeres. In speziell entworfenen, mit Adriawasser gefüllten Behältern wird der beschleunigte natürliche Prozess der Gesteinsauflösung durch Zugabe von alkalischen Substanzen simuliert. Ziel ist es, die Fähigkeit des Meeres zur Aufnahme von Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre zu erhöhen und so den Treibhauseffekt zu mildern. Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch in einem empfindlichen Gleichgewicht. "Wir wollen sicher sein, dass dieser Eingriff der Lebewelt im Meer nicht schadet. Unsere primäre Aufgabe ist es zu überprüfen, wie das Phytoplankton, die Grundlage der marinen Nahrungskette, auf die Veränderungen reagiert", erklärt Dr. Godrijan. Jede Probe wird sorgfältig analysiert, und die Ergebnisse aus Kroatien werden mit Daten von 18 weiteren Standorten weltweit verglichen, wodurch unser Land zu einem entscheidenden Teil des ersten globalen Netzwerks zum Testen dieser revolutionären Klimatechnologie wird.
Die Rückkehr der verlorenen Wälder: Wissenschaftler aus Rovinj auf Mission zur Wiederherstellung des Meeresbodens
Einst waren dichte "Wälder" von Braunalgen der Ordnung Fucales eines der bekanntesten Symbole einer gesunden und produktiven Adria. Diese Algen, eine Art Lunge und Zufluchtsort des Meeresbodens, boten zahlreichen Meeresorganismen Heimat und Nahrung. Jahrzehntelange Umweltverschmutzung, unkontrollierte Urbanisierung der Küste und ein Anstieg der Meerestemperatur haben sie jedoch fast aus unseren Gebieten verdrängt. Die Wissenschaftler des Zentrums für Meeresforschung (CIM) in Rovinj, die im Projekt REFINE zusammengeschlossen sind, sind entschlossen, diesen negativen Trend umzukehren. Ihre Arbeit umfasst die detaillierte Kartierung der verbleibenden Populationen, die Untersuchung ihrer Genetik und Fortpflanzungsfähigkeit sowie die Entwicklung innovativer Wiederherstellungsmethoden. Besonders bedeutsam ist das Bestreben, die Algen nicht nur in ihre natürlichen Lebensräume zurückzubringen, sondern auch auf betonierte Küstenabschnitte, wodurch das Leben buchstäblich dorthin zurückkehrt, wo der menschliche Einfluss es fast zerstört hatte. Diese Initiative stellt nicht nur die biologische Vielfalt wieder her, sondern zeigt auch einen Weg zum Zusammenleben von städtischer Entwicklung und einer gesunden Meeresumwelt auf. Die wunderschöne Küste in der Umgebung von Rovinj verbirgt unter der Oberfläche diesen stillen, aber entscheidenden Kampf ums Leben.
Die stille Invasion: Der Kampf gegen unerwünschte Bewohner der Adria
Während einige Arten versuchen zurückzukehren, kommen andere leider ungebeten an. Invasive Arten wie der aggressive Blaukrebs, der giftige Silberstreifen-Kugelfisch oder tropische Algen, die heimische Arten ersticken, stellen eine wachsende Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht der Adria dar. Sie gelangen mit dem Ballastwasser von Schiffen sowie durch andere menschliche Aktivitäten in die Adria und verbreiten sich in der neuen Umgebung ohne natürliche Feinde mit großer Geschwindigkeit. Im Rahmen des Projekts ALIENA entwickeln kroatische Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Italien ein gemeinsames System zur Überwachung, Kontrolle und Frühwarnung. "Das Meer kennt keine Grenzen, und dasselbe gilt für invasive Arten. Nur durch gemeinsame, grenzüberschreitende Anstrengungen können wir dieser Herausforderung wirksam begegnen", so die Forscher. Die Aufklärung der Öffentlichkeit und der Fischer ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts, da das schnelle Erkennen und Melden neuer Arten deren Ausbreitung und katastrophale Folgen für das heimische Ökosystem verhindern kann.
Die Zukunft der Ozeanographie: Ein autonomer Forscher wird durch die Adria segeln
Die Überwachung des Zustands des Meeres mit traditionellen Methoden, die teure Schiffe und zahlreiche Forscher erfordern, ist anspruchsvoll und begrenzt. Doch die Zukunft bringt eine Revolution. Das Projekt BRIGANTINE, koordiniert von Dr. sc. Mirta Smodlaka Tanković, Leiterin des Zentrums für Meeresforschung in Rovinj, entwickelt ein intelligentes Schiff ohne Besatzung. Dieser autonome "Mini-Ozeanograph", ausgestattet mit modernsten Sensoren, Kameras und intelligenten Algorithmen, wird in der Lage sein, selbstständig durch die Adria zu navigieren und in Echtzeit wichtige Daten zu sammeln – von Temperatur und Salzgehalt bis zum Vorhandensein und zur Blüte von Algen. "Stellen Sie sich einen unermüdlichen Forscher vor, der 24 Stunden am Tag segelt, ohne Treibstoff und menschliche Besatzung, und uns einen ununterbrochenen Informationsfluss sendet. Das ist die Zukunft der Meeresüberwachung, die es uns ermöglicht, schneller und effizienter auf alle Veränderungen zu reagieren", sagt Dr. Smodlaka Tanković. Diese Technologie wird Kroatien an die Spitze der modernen ozeanographischen Forschung bringen.
Unsichtbare Helden: Mikroalgen als Reiniger und Energiefabriken
In der Welt der mikroskopisch kleinen Organismen verbergen sich Lösungen für einige der größten ökologischen Probleme. Genau das beweist das Projekt A3PhyCoTox unter der Leitung von Dr. sc. Maria Blažina. Ihr Team untersucht die unglaubliche Fähigkeit von Mikroalgen, nicht nur in giftigen industriellen Abwässern zu überleben, sondern diese auch aktiv zu reinigen. Diese winzigen Algen ernähren sich von Schadstoffen, nehmen gleichzeitig CO₂ aus der Atmosphäre auf und produzieren Biomasse, die in Biokraftstoff oder andere nützliche Verbindungen umgewandelt werden kann. Durch hochentwickelte Labortests und Computersimulationen entwickeln die Wissenschaftler ein neues, umweltfreundliches Reinigungsmodell, das Abfall in eine Ressource umwandelt. "Algen sind unsere stillen, unsichtbaren Verbündeten. Ihre Transformations- und Reinigungskraft ist gewaltig, und es liegt an uns zu lernen, wie wir sie für einen gesünderen Planeten nutzen können", erklärt Dr. Blažina. Diese Forschungen öffnen die Tür zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Industrie und Umwelt in Synergie existieren können.
Der gestrige Welttag der Ozeane (8. Juni) ist eine starke Erinnerung daran, dass die Sorge um das Meer unsere gemeinsame Verantwortung ist. Während die Wissenschaftler des Ruđer-Bošković-Instituts unermüdlich daran arbeiten, die Adria zu verstehen und zu schützen, legt ihre Arbeit den Grundstein für eine Zukunft, in der wir den Reichtum und die Schönheit unseres Meeres genießen können. Von der Verteidigung gegen unsichtbare Tsunamis bis zum Einsatz von Mikroalgorithmen zur Reinigung beweisen diese "Wächter der Adria" täglich, dass Wissen das mächtigste Werkzeug zur Erhaltung der Welt ist, die uns umgibt.
UNTERKUNFT IN DER NÄHE
Kroatien
Kroatien, Kroatien
Erstellungszeitpunkt: 7 Stunden zuvor