Wenn Rajesh K. Gupta, der neu ernannte Dekan der Schule für Informatik, Informations- und Datenwissenschaften (School of Computing, Information and Data Sciences – SCIDS), über die Zukunft und Führung dieser Institution nachdenkt, richten sich seine Gedanken nicht nur auf administrative Pflichten. Stattdessen denkt er tief darüber nach, wie eine völlig neue, im Entstehen begriffene Disziplin so gelenkt werden kann, dass sie Studenten, der Fakultät, aber auch der Gesellschaft als Ganzes greifbaren Nutzen bringt. Seine Vision geht über traditionelle akademische Rahmen hinaus und strebt danach, Synergien zwischen Technologie und humanistischen Werten zu schaffen.
Die University of California San Diego (UC San Diego) hat mit der Gründung dieser Schule im Jahr 2024 einen historischen Schritt gemacht. SCIDS ist nicht nur ein weiterer Bestandteil der Universität; sie stellt eine strategische Zusammenführung zweier äußerst mächtiger Institutionen dar: des schnell wachsenden Halıcıoğlu Data Science Institute (HDSI) und des langlebigen San Diego Supercomputer Center (SDSC). Während das HDSI bereits als führend in der Datenausbildung und -forschung etabliert ist, genießt das SDSC den Status eines globalen Vorreiters bei der Operationalisierung von Datenwissenschaft sowie beim Hochleistungsrechnen und beschleunigten Rechnen.
Die Gründung von SCIDS markiert einen Quantensprung in der Führungsposition, die das HDSI bereits in fortgeschrittenen Bereichen der künstlichen Intelligenz (KI) innehat, aber auch bei der Ausbildung einer neuen Generation von Talenten, die bereit sind für Berufe, die durch künstliche Intelligenz ermöglicht und transformiert werden. Genau heute, am 05. Dezember 2025, sprachen wir mit Gupta, einem angesehenen Professor an der Jacobs School of Engineering, Gründungsdirektor des HDSI und dem Mann, der SCIDS seit seiner Gründung bis zu seiner dauerhaften Ernennung als Interimsdekan leitete. In diesem ausführlichen Interview enthüllt Gupta seine Vision für die Schule und die Schlüsselrolle, die sie bei der Integration von KI-Lösungen in das tägliche Leben spielen wird.
Ein neues Paradigma: SCIDS als Heimat einer ganzheitlichen Disziplin
Auf die Frage, welche Vision hinter der Gründung der Schule für Informatik, Informations- und Datenwissenschaften steht, bietet Gupta eine Perspektive, die den Begriff der akademischen Organisation neu definiert. SCIDS repräsentiert die nächste Generation des Denkens, fokussiert auf drei Schlüsselaspekte: wie Daten das Leben beeinflussen, wie aus diesen Daten Wissen extrahiert wird und schließlich, wie dieses Wissen konkretes Handeln antreibt.
"Dies ist das erste Mal, dass wir über eine neue Disziplin auf völlig ganzheitliche Weise nachdenken", erklärt Gupta. Anstatt als isolierte Insel zu funktionieren, wird dieses neue Feld gerade durch seine Inklusivität und den Schnittpunkt mit mehreren Bereichen definiert. Gupta verwendet die bildhafte Metapher eines Diamanten, um dieses Konzept zu erklären. Die neue Disziplin ist wie ein Diamant mit vielen Facetten, die Philosophie, Naturwissenschaften, Biologie, Medizin und Ingenieurwesen umfassen. Wenn man diesen Diamanten "schneidet", interagieren all diese Facetten mit anderen Disziplinen und schaffen etwas völlig Neues.
Der Kern liegt nicht nur in der Anwendung von Daten auf andere Bereiche, sondern in der fundamentalen Verbesserung dieser Bereiche. Es stellt sich die Frage: Wie kann Philosophie besser praktiziert werden, wenn sie durch Datenwissenschaft informiert ist? Wie wird Ingenieurwesen dank Daten effizienter und präziser? Diese Symbiose schafft eine neue Disziplin, die auf bestehenden Fundamenten aufbaut, diese aber gleichzeitig transformiert und auf eine neue Ebene hebt.
Zwei Schlüsselmandate für die Zukunft
Obwohl klar ist, dass wir die Entstehung einer neuen Disziplin erleben, kann niemand mit Sicherheit jeden Schritt ihrer Evolution vorhersagen. Wir wissen nicht genau, welche gesellschaftlichen Bereiche den größten Einfluss erfahren werden, noch wo wir den radikalsten technologischen Fortschritt sehen werden. Gupta hebt jedoch zwei klare Mandate hervor, die die Schule durch diese Ungewissheit führen.
Das erste Mandat ist die Ambition, die Evolution dieser Disziplin konstruktiv zu lenken. Das Ziel ist nicht nur, Veränderungen zu beobachten, sondern aktiv an der Gestaltung ethischer, praktischer und theoretischer Rahmenbedingungen teilzunehmen, die die Zukunft von Daten und Informatik definieren werden. Das zweite Mandat ist sicherzustellen, dass die UC San Diego die Nummer eins für Talente in diesem Bereich wird. Dies bezieht sich auf die Anziehung von Spitzenprofessoren und Forschern, die die Grenzen der Wissenschaft verschieben, aber auch auf die Anziehung von Studenten, die durch Kurse und Programme zu Führungskräften von morgen werden. Diese zwei Missionen bilden das Rückgrat aller Aktivitäten und Organisationsstrukturen innerhalb von SCIDS.
Das Verhältnis von SCIDS, Datenwissenschaft und künstlicher Intelligenz
Das Design von SCIDS ist als akademisches Zuhause für eine neue Generation von Wissenschaft und Ingenieurwesen konzipiert, mit besonderem Schwerpunkt auf der Art und Weise, wie diese Disziplinen Menschen und Gesellschaft berühren. In der heutigen Welt erfordert dies unweigerlich den Fortschritt und die Implementierung künstlicher Intelligenz. Gupta liefert einen faszinierenden historischen Kontext, um den aktuellen Moment zu erklären, in dem wir uns befinden.
Traditionell war die Welt des Wissens in zwei sehr unterschiedliche und oft getrennte Universen unterteilt. Auf der einen Seite befanden sich Wissenschaft und Mathematik – die Welt der Zahlen und quantitativen Felder. Auf der anderen Seite waren Kunst und Geisteswissenschaften – die Welt der Wörter, des Textes und der qualitativen Analyse. Diese Trennung schien unüberwindbar bis vor etwa zwanzig Jahren, als ein fundamentaler Wandel stattfand, der zur Geburt der modernen Datenwissenschaft führte.
Rechenmaschinen wurden so leistungsfähig, dass es ihnen gelang, die Grenze der Welt der Zahlen zu überschreiten und auf sinnvolle Weise in die Welt des Textes einzutreten. Sie wurden viel mehr als bloße numerische Werkzeuge. Gupta nennt ein einfaches, aber mächtiges Beispiel: "Heute kann ich einer Rechenmaschine ein dickes Dokument geben und verlangen: 'Gib mir die vier Hauptpunkte, die dieser Bericht anführt.' Und die Maschine kann das tatsächlich tun."
Dieses Phänomen bedeutet, dass sich die Welt der Zahlen inmitten der Welt des Textes wiedergefunden hat und die Welt des Textes inmitten der Welt der Zahlen. Das ist eine neue Inkarnation der künstlichen Intelligenz, deren Fortschritte sich in den letzten sieben oder acht Jahren dramatisch beschleunigt haben. Obwohl wir uns noch in den frühen Phasen dieser Evolution befinden, beeinflusst sie bereits jedes einzelne Geschäft, jeden Beruf und jede Wissensdomäne. SCIDS positioniert sich genau im Zentrum dieser Transformation.
Neudefinition der modernen Universität durch drei Säulen
SCIDS ändert nicht nur den Lehrplan; die Schule gestaltet die Idee davon um, wie eine moderne Universität aussehen und funktionieren sollte. Wir leben in Zeiten, in denen praktische Erfahrung selbst für Einstiegsjobs von Studenten, die gerade ihren Abschluss machen, entscheidend geworden ist. Über die Bedürfnisse von Talenten nachdenkend, stellte die Schulleitung Schlüsselfragen: Welche Jobs werden Studenten nach dem Abschluss ausüben? Welche Bildung und Ausbildung sollte geboten werden, damit sie ihnen ein Leben lang nützt?
Als Antwort auf diese Herausforderungen wurde SCIDS auf drei festen Säulen aufgebaut, die ihre Mission unterstützen.
Erste Säule: Operationalisierung und translationale Akademie
Die erste Säule stellt den operativen Arm der Schule dar, der die sogenannte "translationale Akademie" umfasst. Dies bezieht sich auf Akademiker, die sich der praktischen Bedürfnisse und Anwendungsergebnisse tief bewusst sind. Das San Diego Supercomputer Center (SDSC) operationalisiert seit Jahrzehnten Fortschritte in Informatik, Supercomputing und Datenwissenschaft durch das Design und den Bau von Systemen, die Praktikern in Bereichen wie Naturwissenschaften, Gesundheitswesen und anderen Gebieten zugutekommen.
Die Vision für die Zukunft des SDSC innerhalb der neuen Schule ist, dass es die Entstehung eines translationalen akademischen Zweigs vorantreibt, der wissenschaftliche und technologische Fortschritte unter der Leitung von Forschungsprofessoren forciert. Diese Fortschritte werden nicht in Laboren eingeschlossen bleiben; sie werden als Lernkomponenten in Trainingsprogrammen gekapselt, um sicherzustellen, dass Studenten an modernsten Systemen lernen und reale Probleme lösen.
Zweite Säule: Zugängliches Lernen und "stapelbare" Abschlüsse
Die zweite Säule bezieht sich auf außergewöhnlich zugängliche Lern- und Trainingsmöglichkeiten, die die Schule bietet. SCIDS wird nicht nur Bachelor-, Master- und Promotionsstudien vor Ort anbieten, sondern auch über verschiedene Plattformen, die an den modernen Lebensstil angepasst sind. Die Schule ist offen für Talente aus allen sozialen Schichten und von den unterschiedlichsten Standorten.
Flexibilität ist das Schlüsselwort. Wenn eine Person ihren Job nicht aufgeben will oder kann, um sich weiterzubilden, bietet SCIDS Online-Programme oder Wochenendprogramme an. Es werden Zertifikate sowie "stapelbare" (stackable) Studienprogramme eingeführt. Der Begriff "stapelbar" bedeutet hier Unterricht, der beim Aufbau akademischer Referenzen natürlich aufeinander aufbaut. Zum Beispiel kann ein Doktortitel manchmal auf der Grundlage eines Masterstudiums aufgebaut werden, das "nebenbei" erworben wurde, was es Studenten ermöglicht, das Tempo und den Umfang der Bildung an ihre Karriereziele und Lebensumstände anzupassen.
Dritte Säule: Nationale und internationale Präsenz
Die dritte Säule konzentriert sich auf die Ausweitung des Einflusses über die physischen Grenzen des Campus hinaus. Akademische Organisationen bauen darauf auf, außergewöhnliche Talente zu finden und zu kultivieren. Online und aus der Ferne verfügbare Kurse ermöglichen es der Schule, solche Talente überall auf der Welt zu entdecken. Diese Fernangebote können zu einem Magneten werden, der Menschen zur UC San Diego zieht.
Gupta betont den Wunsch, überzeugende Talente aus allen Lebensbereichen zu sehen, Menschen mit dem kreativen Funken, der für Fortschritt in den entstehenden Bereichen der Datenwissenschaft und Informatik erforderlich ist. Die Demokratisierung des Zugangs zu Spitzenbildung ist nicht nur ein altruistisches Ziel, sondern ein strategischer Schachzug zur Bereicherung des intellektuellen Kapitals der Schule.
Persönliche Motivation und Herausforderungen der Führung
Was hat Rajesh K. Gupta persönlich dazu bewogen, die Führung dieser Schule zu übernehmen und eine neue Disziplin zu formen? In einer akademischen Karriere sind Gelegenheiten selten, das Wachstum einer völlig neuen Disziplin mitzuerleben – und noch seltener, es zu beeinflussen. Für Gupta ist das die Chance seines Lebens. "Was mich hierher zieht, ist die Gelegenheit, eine Disziplin zu formen und einen weltweiten Talentpool aufzubauen, der die Zivilisation voranbringen wird", sagt er. "Ich kann mir nichts Folgenschwereres für die akademische Mission vorstellen."
Das Wachstum der UC San Diego in den letzten 25 Jahren war beeindruckend und sprang von etwa 20.000 Studenten auf mehr als 45.000, mit Prognosen, die in der Zukunft sogar über 50.000 gehen. Dieses physische Wachstum, das mit bloßem Auge sichtbar ist, muss natürlich vom intellektuellen und akademischen Wachstum des Campus begleitet werden. SCIDS ist ein integraler Bestandteil dieses Wachstums und positioniert sich als Motor für Innovationen.
Dennoch ist der Weg nicht ohne Hindernisse. Die Hochschulbildung in den Vereinigten Staaten steht derzeit vor vielfältigen Herausforderungen, von einer sich entwickelnden akademischen Kultur bis hin zu komplexen wirtschaftlichen Zwängen. In einem solchen Umfeld ist das Nachdenken darüber, wie ein akademisches Unternehmen entwickelt werden soll, von Natur aus herausfordernd. Gupta betrachtet diese Schwierigkeiten jedoch als Katalysator für Veränderungen.
Dieses "schwierige Umfeld" für den Aufbau einer neuen Schule ist gleichzeitig eine Zeit, die eine einzigartige Gelegenheit bietet, die Beziehung der Universität zur Industrie, zur Gesellschaft und zu ihren eigenen Studenten neu zu erfinden. Es ist eine Chance, eine neue Schule aufzubauen, die echten Wert bietet und neue intellektuelle akademische Produkte schafft, anstatt sich auf veraltete Modelle zu verlassen.
Blick in die Zukunft: Technologie im Dienste der Menschheit
Die Integration des San Diego Supercomputer Center mit der akademischen Stärke des HDSI schafft eine einzigartige Plattform, auf der sich Theorie und Praxis in Echtzeit begegnen. Während die Welt mit Fragen der KI-Ethik, des Datenschutzes und der Automatisierung von Arbeitsplätzen ringt, positioniert sich SCIDS als Ort, an dem diese Fragen nicht nur gestellt, sondern durch rigorose Forschung und praktische Anwendung auch beantwortet werden.
Durch Guptas Führung ist klar, dass das Ziel nicht nur technologische Überlegenheit ist, sondern ein menschenzentrierter Ansatz zur Technologie. Das Verständnis von Daten als "Diamant", der Licht durch das Prisma der Geisteswissenschaften reflektiert und bricht, stellt sicher, dass die Ingenieure der Zukunft nicht nur Techniker sein werden, sondern Denker, die sich des Einflusses ihrer Schöpfungen auf das Gewebe der Gesellschaft bewusst sind.
Die Gründung und Entwicklung der Schule für Informatik, Informations- und Datenwissenschaften an der UC San Diego stellt einen mutigen Schritt in Richtung Zukunft der Bildung dar. Mit Fokus auf Interdisziplinarität, Zugänglichkeit und praktische Anwendung setzt SCIDS unter der Führung von Rajesh K. Gupta neue Maßstäbe dafür, was es bedeutet, eine führende akademische Institution im 21. Jahrhundert zu sein. Während Technologie die Welt um uns herum weiterhin rasant verändert, werden Institutionen wie diese entscheidend sein, um sicherzustellen, dass diese Veränderungen zum Wohle der gesamten Menschheit erfolgen.
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Erstellungszeitpunkt: 12 Stunden zuvor