Mitte Juli letzten Jahres, genauer gesagt vom 14. bis 19. Juli 2024, verwandelte sich die historische Stadt Šibenik in eine pulsierende internationale Hauptstadt des zeitgenössischen Tanzes. Die vierzehnte Ausgabe des Šibenik Dance Festivals bestätigte erneut ihren Status als eines der bedeutendsten sommerlichen Kulturereignisse an der Adria und erfüllte die alten Stadtplätze und Festungen mit der Energie der Bewegung und des künstlerischen Ausdrucks. Das Festival bewies einmal mehr, wie die Verbindung von erstklassiger Tanzkunst und einzigartigen Ambientes ein unvergessliches Erlebnis schafft und Publikum aus Kroatien und der Welt in diese wunderschöne dalmatinische Stadt lockt.
Während der sechs Festivaltage dienten sorgfältig ausgewählte Orte als spektakuläre Freilichtbühnen. Jeder Raum – vom Platz der Republik Kroatien vor der prächtigen Kathedrale des Heiligen Jakob, die unter UNESCO-Schutz steht, über die urbane Energie der beliebten Poljana und den alternativen Hauch von Azimut bis hin zu den beeindruckenden Mauern der Festung St. Michael und der intimeren Umgebung der Festung Barone – verlieh den Aufführungen einen besonderen Charakter. Der historische Stein, der Sternenhimmel und zeitgenössische Tanzausdrücke verschmolzen zu einem einzigartigen Ganzen und boten dem Publikum ein Erlebnis, das über die klassische Bühnenerfahrung hinausgeht.
Vielfalt der europäischen Tanzszene im Herzen Dalmatiens
Das Programm der 14. Festivalausgabe bot einen beeindruckenden Querschnitt der zeitgenössischen europäischen Tanzproduktion. Künstler und Tanzkompanien kamen aus sogar acht Ländern: Portugal, Luxemburg, Griechenland, Deutschland, Italien, Serbien, Slowenien und Frankreich. Neben internationalen Gästen bot das Festival traditionell auch heimischen Tanzkräften eine Plattform und präsentierte Arbeiten kroatischer Künstler, die die nationale Tanzszene aktiv gestalten und bereichern. Diese Vielfalt an Ansätzen, Stilen und Themen ermöglichte dem Publikum einen Einblick in die Breite und Dynamik des heutigen zeitgenössischen Tanzes.
Die künstlerische Leiterin des Festivals, Zorana Mihelčić, betonte die tiefere Botschaft hinter dem diesjährigen Treffen. Das Thema "Tanz als Tor zu anderen Dimensionen" war nicht nur als poetische Metapher gedacht. "Wir glauben, dass Tanz in diesen unsicheren Zeiten keinen Ausweg bietet, sondern einen Eingang – einen Weg zu tieferem Verständnis, zur Harmonie", betonte Mihelčić und lud die Besucher ein, das Festival als Raum für Introspektion und Verbindung zu erleben. "Lassen Sie das Festival mehr sein als Programmzettel und Namen – lassen Sie es ein Ort sein, an dem Sie sich an die Tiefe erinnern, an das wunderbare Leben, an die Möglichkeit, zusammen zu existieren und zu leben." Ihre Worte spiegeln den Ehrgeiz des Festivals wider, nicht nur eine Schau der Tanzkunst zu sein, sondern auch ein Katalysator für positive Veränderungen und zwischenmenschliches Verständnis.
Feierliche Eröffnung im Zeichen Kafkas
Das Festival wurde feierlich auf dem Platz der Republik Kroatien vor der Kathedrale des Heiligen Jakob mit einer einzigartigen Aufführung eröffnet, die sofort einen hohen künstlerischen Standard setzte. Die portugiesische Tanzkompanie Almada präsentierte das Werk The Process of Burning in Reverse der Choreografin São Castro. Das Stück entstand als Hommage an den hundertsten Todestag des Literaturriesen Franz Kafka und erforschte seine bekannten Themen Entfremdung, Absurdität und innere Kämpfe durch die Sprache des zeitgenössischen Tanzes. Ursprünglich für einen intimeren Theaterraum geschaffen, wurde die Vorstellung erfolgreich für die Freilichtbühne vor der Kathedrale adaptiert und schuf einen starken Dialog zwischen den Tänzern, der Architektur und Kafkas Erbe.
Energieexplosion auf der Festung St. Michael
Einer der Höhepunkte des Festivals war zweifellos der Auftritt der renommierten Gauthier Dance Company aus Stuttgart (Deutschland) auf der Festung St. Michael. Diese mächtige Festung, die das Stadtbild von Šibenik dominiert und einen spektakulären Blick auf den Archipel bietet, wurde zur Bühne für die Vorstellung Contemporary Dance 2.0. Die Choreografie stammt vom weltbekannten Hofesh Shechter, einem israelischen Künstler, dessen Arbeit Synonym für rohe Energie, Stammesrhythmen und eine tiefe emotionale Erforschung des menschlichen Zustands ist. Die jungen, außergewöhnlich talentierten Tänzer der Gauthier Dance Company unter der künstlerischen Leitung des charismatischen Eric Gauthier brachten eine unglaubliche Kraft und Präzision auf die Bühne.
Contemporary Dance 2.0 wurde als Erlebnis beschrieben, das eher einem energiegeladenen Club-Event oder einem Rockkonzert ähnelt als einer traditionellen Tanzvorstellung. Pulsierende Beats, Elemente der Popkultur und ein intensiver, fast viszeraler körperlicher Ausdruck prägten diese Aufführung. Shechters Choreografie, bekannt für ihre physische Anforderung und Gruppendynamik, erforscht Themen wie Gemeinschaft, Isolation und die Suche nach Sinn im Chaos des modernen Lebens. Das Publikum auf der Festung St. Michael wurde vom Rhythmus und der Kraft der Aufführung mitgerissen, die den Status der Gauthier Dance Company als eine der führenden zeitgenössischen Tanzkompanien Europas bestätigte.
Intime Geschichten und starke Botschaften auf der Festung Barone
Die zweite Šibeniker Festung, die das Festivalprogramm beherbergte, die Festung Barone, bot ein intimeres, aber ebenso eindrucksvolles Ambiente für eine Reihe von Vorstellungen, die die Grenzen von Körper, Identität und Freiheit erkundeten. An zwei Abenden hatte das Publikum die Gelegenheit, Arbeiten zu sehen, die persönliche Geschichten, gesellschaftspolitische Kontexte und universelle menschliche Erfahrungen behandelten.
Den ersten Abend auf Barone eröffnete die junge kroatische Tänzerin Anja Miličić, Vertreterin der Kategorie "Junge aufstrebende Tänzer", und zeigte das Potenzial der neuen Generation heimischer Künstler. Es folgte die emotionale Vorstellung RAUM von William Cardoso (Luxemburg) und Cheyenne Vallejo (Frankreich). Dieses Duett befasste sich mit der Konfrontation mit inneren Ängsten und den psychologischen Lasten der modernen Zeit und verwandelte den Bühnenraum in einen Ort der Suche nach innerer Freiheit und Frieden. Der Abend wurde mit dem kraftvollen Solo PANOPTICON der griechischen Künstlerin Vasiliki Papapostolou abgerundet. Inspiriert von Michel Foucaults Konzept des Panoptikums, hinterfragte die Vorstellung das Verhältnis von Überwachung, Ausgesetztsein und individueller Freiheit in einer Gesellschaft ständiger Beobachtung.
Der zweite Abend auf der Festung Barone brachte ebenso provokative und beeindruckende Aufführungen. Das portugiesische Duo Beatriz Mira und Tiago Barreiros führte die Vorstellung the horMoans - is that all there is auf. Durch ein ausdrucksstarkes und körperlich äußerst intensives Duett erforschten die Künstler die Grenzen von Identität, körperlichem Vergnügen und Scham und hinterfragten die Sicherheit und Tabus im Zusammenhang mit den ursprünglichen Impulsen des Körpers. Der Abend endete mit dem Werk Samia des italienischen Choreografen Adriana Bolognino. Diese erschütternde Vorstellung ist inspiriert von der wahren Geschichte der somalischen Athletin Samia Yusuf Omar, die auf ihrer Reise nach Europa auf der Suche nach besseren Trainingsbedingungen und einem Leben in Freiheit tragisch ums Leben kam. Ihr Kampf und ihre Träume wurden von sechs Tänzern erzählt, die symbolisieren, wie ihre Geschichte im Schicksal vieler widerhallt und wie der Kampf um Gleichheit und Freiheit immer noch andauert. Die Vorstellung erinnerte eindringlich an die Ungleichheit, die auch heute noch in der Welt existiert.
Mehr als Vorstellungen: Workshops und kostenlose Inhalte
Das Šibenik Dance Festival war nicht nur eine Plattform zum Ansehen von Spitzenleistungen, sondern auch ein Ort der aktiven Teilnahme und des Lernens. Für alle Tanzbegeisterten, Profis und diejenigen, die die Welt der Bewegung gerade erst entdecken, wurden morgendliche Workshops und Seminare organisiert. Diese Bildungsprogramme boten die Möglichkeit, von renommierten Pädagogen und Choreografen zu lernen, Erfahrungen auszutauschen und das Verständnis für die Tanzkunst zu vertiefen.
Ein wichtiger Aspekt des Festivals war auch seine Offenheit gegenüber einem breiteren Publikum. Während für die Hauptvorstellungen auf den Festungen St. Michael und Barone Eintrittskarten erhoben wurden (und über das Eventim-System erhältlich waren), war ein bedeutender Teil des Programms völlig kostenlos. Aufführungen auf dem Platz der Republik Kroatien, auf der Poljana und beim beliebten Treffpunkt Azimut ermöglichten es allen Bürgern und Besuchern von Šibenik, die Magie des Tanzes ohne jegliche Barrieren zu erleben. Diese Zugänglichkeit ist entscheidend für die Mission des Festivals, den Tanz allen näherzubringen und ihn zu einem festen Bestandteil des sommerlichen Lebens der Stadt zu machen.
Die erfolgreiche Realisierung der 14. Ausgabe des Šibenik Dance Festivals wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Partner nicht möglich gewesen. Das Festival wurde unterstützt von der Stadt Šibenik, der Gespanschaft Šibenik-Knin, dem Ministerium für Kultur und Medien der Republik Kroatien, den Tourismusverbänden der Stadt Šibenik und der Gespanschaft Šibenik-Knin sowie dem Nationalpark Krka. Ein wichtiger Partner bei der Organisation war die Festung der Kultur Šibenik, die Institution, die die Festungsjuwelen von Šibenik verwaltet und eine entscheidende Rolle im kulturellen Leben der Stadt spielt. Alle Informationen über das letztjährige Programm und die Festivalaktivitäten sind weiterhin auf der offiziellen Website des Festivals sowie auf den Seiten der Festung der Kultur Šibenik und den sozialen Netzwerken des Festivals verfügbar und dienen als Inspiration und Erinnerung an die erfolgreiche 14. Ausgabe, während gespannt auf Neuigkeiten zur Jubiläums-15. Ausgabe gewartet wird.
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Erstellungszeitpunkt: 4 Stunden zuvor