Am Mittwoch, den 15. Oktober 2025, um 18:00 Uhr findet im Multimediazentrum (MMC) in Rovinj eine neue Ausgabe des Zyklus Musikalisches Theorem statt, die dem Thema „Die Entwicklung der kroatischen Lyrik“ gewidmet ist. Das Programm wird gemeinsam von der Offenen Volkshochschule der Stadt Rovinj-Rovigno und dem Kroatischen Musikkünstlerverband (HDGU) – Zweigstelle Pula – organisiert. Die Protagonistinnen des Abends sind die Mezzosopranistin Katja Markotić und die Pianistin Aleksandra Santin Golojka. Der Eintritt ist frei, was diesen herbstlichen Musikabend für ein breites Publikum attraktiv und zugänglich macht.
Das Musikalische Theorem in Rovinj hat sich über die Jahre den Ruf eines ernsthaften, aber zugänglichen „Konzertgesprächs“ mit dem Publikum erarbeitet. Jede Ausgabe verbindet die Aufführung mit durchdachten einleitenden Vorträgen: Die Besucher erhalten neben dem Klang auch den Kontext – wie einzelne Kompositionen entstanden sind, was sie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung bedeuteten und wie sie unsere musikalische und gesellschaftliche Realität geprägt haben. Das Format, das Aleksandra Santin Golojka in ihrer Rolle als Klavierbegleiterin und Moderatorin pflegt, hat bewiesen, dass man bei einem Konzert ebenso viel lernen wie genießen kann, ohne an musikalischer Suggestivkraft zu verlieren.
Musikalische Wegweiser der Illyrischen Bewegung
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwachte die kroatische Gesellschaft im Zeichen der Wiedergeburtsideen. Sprache, Presse und Theater erhielten einen mächtigen Verbündeten im – Lied. Die kurze, sangliche Form wurde zu einem weithin verständlichen Medium, das sich ebenso leicht in Salons, Schulen und bei öffentlichen Versammlungen verbreitete. In diesem Kontext ist Ferdo Wiesner Livadić eine der Schlüsselfiguren unter den Autoren: Seine lyrischen Gesänge und Klavierminiaturen tragen die Merkmale der europäischen Romantik, fügen sich aber gleichzeitig in das heimische Bedürfnis nach einem klaren, einprägsamen und gemeinsamen musikalischen Ausdruck ein.
Ein emblematisches Beispiel für diese Übereinstimmung ist das Wecklied „Još Hrvatska ni propala“ (Kroatien ist noch nicht untergegangen), eine Komposition, die auf den Versen von Ljudevit Gaj entstand und 1833 vertont wurde. Bereits am 4. Februar 1835 erklang es auf der öffentlichen Bühne in Zagreb und bestätigte, wie Melodie und Rhythmus zum gemeinsamen Nenner der Gemeinschaft werden können. Das Wecklied war nicht nur eine historische Geste, sondern auch ein praktisches Werkzeug: einfach und leicht einprägsam, für den gemeinschaftlichen Gesang bestimmt, mit einer Botschaft, die die Zuhörer ermutigt und um die Idee der kulturellen und nationalen Wiedergeburt versammelt.
Ferdo Wiesner Livadić: zwischen Salon und öffentlicher Sphäre
Livadić (1799–1879) wurde in Celje geboren, studierte in Zagreb und Graz und verbrachte den größten Teil seines Lebens in Samobor. Dort führte er neben seinem Anwaltsberuf einen lebhaften Salon, in dem sich Künstler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens trafen. Als Komponist hinterließ er eine Reihe von Sololiedern in kroatischer, deutscher und slowenischer Sprache sowie Klavierkompositionen – von Märschen und Tänzen bis hin zu lyrisch profilierten Miniaturen. Im heimischen Kontext wird oft sein Nocturno in fis-Moll als konzentriertes romantisches Porträt hervorgehoben. Wichtig war auch seine gesellschaftliche Rolle: Er vermittelte zwischen dem privaten Musizieren und der öffentlichen Sphäre und schuf so eine Brücke, die die nächsten Generationen – von Lisinski bis Zajc – überqueren sollten.
Warum ist gerade Livadić in der Geschichte über die „Entwicklung der kroatischen Lyrik“ von entscheidender Bedeutung? Vor allem, weil er gleichzeitig sensibel für das Wort und offen für europäische Stilströmungen war. In seinen Liedern überschneiden sich das Intime und das Öffentliche auf natürliche Weise: Romanze und Wecklied, diskrete Emotion und Aufruf zur Gemeinschaft. Eine solche Verbindung schuf eine Vorlage, die den zentralen Platz des Liedes als Genre bewahrt, in dem Stimme und Klavier wahre Partner sind und die Verständlichkeit des Textes ebenso wichtig ist wie die Subtilität der Phrase.
Interpretinnen, die Wissen und Erfahrung verbinden
Katja Markotić ist eine Konzertkünstlerin, die ihr Studium des Sologesangs und der Liedinterpretation in Graz in der Klasse der Kammersängerin Ira Malaniuk abschloss und ihre gesangliche Ausbildung in Wien fortsetzte. Ihr Repertoire umfasst eine breite Palette von Epochen – vom Barock bis zu zeitgenössischen Werken – mit einem ständigen Interesse am Kunstlied. Sie tritt regelmäßig bei renommierten kroatischen Festivals und thematischen Liederabenden auf, die verschiedene Kulturkreise verbinden, wobei sie besonderes Augenmerk auf kroatische Autoren und historische Repertoires legt.
Aleksandra Santin Golojka ist eine istrische Pianistin und Musikschaffende, die sich im Zyklus Musikalisches Theorem als ideale Gesprächspartnerin profiliert hat – sowohl am Klavier als auch in Worten. Neben einer präzisen und stilistisch durchdachten Begleitung bietet sie dem Publikum auch prägnante einleitende Anmerkungen, die den Fokus des Zuhörers öffnen. In früheren Programmen hat sie gezeigt, wie Klavier-Intermezzi und -Miniaturen den istrischen, mitteleuropäischen und mediterranen Kreis verbinden können; derselbe Ansatz, bei dem der Kontext das gleiche Gewicht wie die Aufführung hat, wird auch diesen Abend begleiten.
Was das Publikum hören wird
Das Konzert ist als eine Reise durch kurze lyrische Formen konzipiert, mit einem Schwerpunkt auf dem Lied und der Klavierminiatur des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Werke, die auf den Versen kroatischer Dichter der Wiedergeburtszeit basieren, mit Akzenten, die zeigen, wie sich die intime Salonsituation in den öffentlichen Kontext des gemeinschaftlichen Singens überträgt. Das Wecklied als Genre nimmt einen besonderen Platz ein, aber ebenso viel Aufmerksamkeit ziehen romantische Romanzen und zarte Klavierpassagen auf sich, die als Prolog, Intermezzo oder Postludium für die Vokalnummern dienen.
Die didaktische Note des Zyklus bedeutet, dass vor und zwischen den Aufführungen Hörwegweiser gegeben werden: der Unterschied zwischen Hausmusik und öffentlichem Konzertsaal, die Stellung des Textes im Verhältnis zur Melodie, der Moment, in dem eine harmonische Wendung eine rhetorische Verstärkung erzeugt, und die Art und Weise, wie mündliche Melodik in einen notierten, autorisierten Ausdruck übergeht. Solche Erklärungen verlangsamen das Konzert nicht, sondern verdichten es – jede nächste Phrase erhält eine klarere Bedeutung, und das Zuhören wird zu einem aktiven Erlebnis.
MMC in Rovinj: Raum, Klang und Zugänglichkeit
Das Multimediazentrum in Rovinj liegt in unmittelbarer Nähe zum Meer und ist als flexibler städtischer Raum für Kultur-, Bildungs- und Unterhaltungsprogramme konzipiert. Der Saal verfügt über etwa zweihundert Sitzplätze und ist mit entsprechender technischer Unterstützung (Bühne mit modularen Podesten, Tonanlage, Projektion) sehr gut für Kammermusik und Gesprächsformate geeignet. Da der Eintritt zum Konzert frei ist, wird empfohlen, etwas früher zu kommen, um sich einen Platz zu sichern und sich in Ruhe auf das Zuhören vorzubereiten.
Für Besucher, die aus anderen Teilen Istriens oder von weiter her anreisen, schließt sich der Aufenthalt in Rovinj natürlich an das kulturelle Erlebnis an: Nach dem Konzert lässt sich der Abend leicht mit einem Spaziergang an der Uferpromenade und durch die Altstadt verlängern. Wenn Sie das musikalische Erlebnis in eine vollständige kleine Auszeit verwandeln möchten, ziehen Sie das Unterkunftsangebot in Rovinj in Betracht, damit der Aufenthalt gemütlich und im Einklang mit dem Rhythmus des herbstlichen Istriens ist.
Wer hinter dem Programm steht
Die Träger der Veranstaltung sind die Offene Volkshochschule der Stadt Rovinj-Rovigno und die Zweigstelle des Kroatischen Musikkünstlerverbandes in Pula. Auf der einen Seite steht eine lokale Kultureinrichtung, die neben Bildungsprogrammen kontinuierlich Konzert- und Bühneninhalte produziert und ein Publikum entwickelt; auf der anderen Seite ein Berufsverband von Künstlern, der die Standards des Fachs pflegt, Kooperationen fördert und den Transfer von Fachwissen durch konkrete Projekte ermöglicht. Ein solches partnerschaftliches Modell hat sich auch in früheren Ausgaben als erfolgreich erwiesen, sodass das Musikalische Theorem seinen Publikumskreis kontinuierlich erweitert.
Warum die Lyrik auch heute noch Kraft hat
Das Kunstlied – das deutsche Lied, die französische Mélodie und die kroatische patriotische sowie Salon-Lyrik – konzentriert Text, Melodie und Harmonie in einer kurzen Form, die interpretatorische Konzentration erfordert. Sänger und Pianist sind in solcher Musik gleichberechtigte Gesprächspartner, und die Verständlichkeit der Worte ist ebenso entscheidend wie die Weichheit der Phrase. In der Wiedergeburtszeit wechselte das Lied leicht von der privaten in die öffentliche Sphäre; heute ist es ein Raum, in dem das Verhältnis von Sprache und Identität hinterfragt wird und in dem die Geschichte durch den künstlerischen Akt belauscht wird.
In diesem Sinne werden Katja Markotić und Aleksandra Santin Golojka einen Abend gestalten, der den Schwerpunkt auf die Nuancen des Textes, die Diktion, die Farbe und die Dynamik legt, aber auch auf die pianistische Geste, die nicht „begleitet“, sondern mitwirkt. Die Anwesenheit von Livadić im Programm eröffnet naturgemäß einen Blick auf die Zeit, in der das Kunstlied als Träger von Botschaft und Emotion geformt wird. Die Zuhörer werden, gestärkt durch einleitende Erklärungen, die Motive, die den privaten Salon und den öffentlichen Konzertsaal verbinden, klarer erkennen können – von der Energie des Wecklieds bis zur romantischen Introspektion.
Anmerkungen für Neugierige
Zahlreiche Wiedergeburtslieder erreichten das Publikum über Zeitungen und Zeitschriften, oft mit beigefügtem Notenmaterial. Das Musizieren zu Hause war damals Alltag, und das Wecklied war nicht nur eine feierliche Proklamation, sondern auch eine Praxis des gemeinschaftlichen Singens. Livadićs Kompositionen zeichnen sich durch sangliche Melodien, klare Kadenzbögen und ein sensibles Verhältnis zu den Betonungen im Text aus. Im Mezzosopran-Register überträgt sich dieses Verhältnis auf ein subtiles Spiel von Farben und Resonanzen, während das Klavier einen dezenten Rahmen schafft: Einleitung, Ruhe und Echo.
Für Besucher, die länger in Rovinj bleiben, ist ein kleines Glossar nützlich, das sich durch das Konzert ziehen wird: „budnica“ (Wecklied) ist eine Komposition, die dazu bestimmt ist, zu wecken und zu versammeln; „romanca“ (Romanze) ist eine lyrische Form intimeren Charakters; „nocturno“ (Nocturne) ist eine Klavierminiatur, deren Atmosphäre den europäischen Romantikern zu verdanken ist; „Lied“ ist eine Tradition, in der das Klavier der Stimme gleichgestellt ist. Das Erkennen dieser Begriffe steigert den Hörgenuss und beleuchtet die Dramaturgie des Programms.
Praktische Erinnerung
Ort: MMC, Rovinj • Datum und Uhrzeit: Mittwoch, 15. Oktober 2025, 18:00 Uhr • Künstlerinnen: Katja Markotić (Mezzosopran) und Aleksandra Santin Golojka (Klavier) • Veranstalter: Offene Volkshochschule der Stadt Rovinj-Rovigno / HDGU Zweigstelle Pula • Eintritt: frei • Kontakt: +385 52 830 300 • Weitere Informationen: www.pour.hr
Das Publikum, das nach dem Konzert in Rovinj bleibt, kann den Abend mit einer kurzen Besichtigung der Stadtansichten abrunden und in einer ausgewählten Unterkunft in Rovinj Erholung suchen. Musik und Raum setzen sich so ineinander fort – das Konzert bietet eine Landkarte zum Verständnis der Geschichte, und die Stadt liefert die Landschaft, in der dieses Verständnis auch nach dem letzten Akkord verweilt.